
Hintergrundinformationen
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Interview zum Buch „Ein Leben voller Strategien”
Dein großes Buch - Ein Leben voller Strategien - Psychischen Störungen und Ängsten gekonnt aus dem Weg gehen - entstand unter ungewöhnlichen Umständen. Kannst Du diese genauer beschreiben?
Ja. Damals suchte ich einen krisensicheren Job, für den ich körperlich geeignet war, aber keinen großen Aufwand betreiben wollte. Ich hatte mich zuvor kaputt gearbeitet und wollte zur Ruhe kommen und über mich nachdenken können. Ziemlich schnell fand ich einen Job im Bereich Objektschutzdienst, für den ich jedoch eine Unterrichtung absolvieren musste. Diese Unterrichtung fiel in die Zeit eines Umzugs, den ich zu 95 % alleine stemmte. Ich war völlig aufgedreht, motiviert, wollte aus der WG und rein in ein neues Leben. Allerdings raubte mir dieses Verhalten Kraft und Schlaf, was sich erst einige Wochen später zeigte. Ich bezeichne das als Hyperkompensationsphase in meinem großen Buch. Da ich zusammenbrach und auf der Arbeit alleine 12-Stunden-Schichten zu leisten hatte, machte ich mir zu meinem Verhalten Notizen. Aus diesen Notizen wurden viele Seiten, die ich in einen transparenten Umschlag legte und stets bei mir trug. Nach und nach kamen die Erkenntnisse, die ich von den Notizzetteln stückweise in den Computer eintippte. Im Alltag machte ich mir in meinem Handy viele Notizen und nahm meine Gedanken als Sprachnotizen auf. Während der ruhigen Dienste im Sicherheitsbereich verfasste ich die Texte über eine App am Handy. Das dauerte ca. ein Jahr. Es war sehr mühselig, da ich jeden noch so kleinen Zettel abarbeiten musste - also durchlesen, darüber nachdenken, einordnen, formulieren ... Von diesen Zetteln hatte ich einen Stapel. Auch die Sprachnachrichten grenzten an die 100. Und ich musste jede mehrfach anhören, um sie in das Buch integrieren zu können. Alles setzte sich am Ende wie ein Puzzle zusammen.
Du hattest also nie geplant, genau dieses Buch zu schreiben?
Es war nicht geplant. Ich wollte an mir arbeiten und herausfinden, was mich quält ... warum ich so viele Probleme in mein Leben zog und weshalb ich mich nie gesund fühlte. Aber an einem bestimmten Punkt war ich dazu entschlossen, aus meinen Strategien ein Buch zu machen.
Was genau bedeuten für Dich Strategien? Und weshalb ist Dir das Teilen dieser so wichtig?
Ich habe mir als Kind bestimmte Verhaltensmuster angeeignet, um Schmerzen und Strafen aus dem Weg zu gehen oder irgendwie zu verringern. Es waren sozusagen Überlebensstrategien, die ich größtenteils unbewusst als Erwachsene übernommen hatte. Als ich anfing, an mir zu arbeiten, habe ich neue Verhaltensmuster in mein Leben integriert - neue Strategien, um alten Schmerz nicht fühlen zu müssen und mit psychischen Störungen, die aus jahrelanger Traumatisierung resultieren, gut zu leben.
Es ist mir sehr wichtig, alle Strategien zu teilen, damit Menschen sehen, wozu Kinder getrieben werden können. Man könnte das als Warnsignal betrachten, um frühkindliche Traumatisierung oder frühkindliche Depressionen und Misshandlungen zu verhindern oder auszumachen.
Die neuen Strategien sollen zeigen, dass man mit Störungen umgehen und leben kann und dass niemand negative Gedanken haben muss, weil es immer einen Weg gibt.
Hast Du manchmal bedenken, dass die Leute denken könnten, Du würdest Dich zu weit aus dem Fenster lehnen? Oder dass die Strategien bei anderen Betroffenen nicht helfen?
Nein. Ich denke mir: Es kann nur besser werden, wenn man versucht, sich mit der eigenen Psyche auseinanderzusetzen.
Meine Erfahrungen stimmen und können in ihrer Wahrheit nicht diskutiert werden. Wenn ich einen Anfall auf der Straße bekomme oder eine Panikattacke in einem Kaufhaus, steht kein Therapeut neben mir, um mir zu sagen, was ich in diesem Moment machen soll.
Die ganzen Therapiesitzungen haben mir über mehrere Jahre nicht geholfen.
Eine Therapeutin gab mir nach der Therapie keine Auskunft zu den Diagnosen und sagte in einer Sitzung, dass es gut sein, wenn ich mir bei Wutanfällen auf den Oberschenkel hauen würde - DAS gibt mir zu denken. Es ist natürlich ein Fakt, dass Therapie einigen Menschen helfen kann bzw. geholfen hat. Aber man darf nie vergessen, dass ich diese Probleme mein ganzes Leben lang habe - das sind über 30 Jahre, die nicht zu vergleichen sind. Zudem habe ich bereits einigen Menschen helfen können, z. B. bei Panik- oder Angst-Attacken während des Trainings oder im Sicherheitsdienst. Gesprächspartner*innen sagten des Öfteren, dass meine Worte hart seien, gaben aber früher oder später zu, dass meine knallharte Analyse stimmte.
Zudem soll mein großes Buch als Ratgeber fungieren - für die Menschen, die mit Therapieansätzen nicht arbeiten möchten und die Hoffnung aufgegeben haben.
Warum Malbücher für Erwachsene?
Warum hast Du Dich für das Kreieren von Malbüchern entschieden?
Meine ehemalige Mitbewohnerin zeigte mir ein Buch zum Ausmalen. Sie freute sich sehr darüber und war etwas verlegen. Ich sah, wie viel Spaß sie dabei empfand und dass ihr die konzentrierte Arbeit Abwechslung gab. Diese Situation gab mir die Motivation für die Malbücher.
In einem Instagram-Post schreibst Du: „Ein Malbuch für Erwachsene? Braucht's des?" Was meinst Du damit?
Damit wollte ich gleich mögliche Kritik vorwegnehmen und verhöhnen. Ich habe schon soo oft gehört, dass bestimmte Dinge nicht erwachsen sein oder zu kindisch sein. Ich habe e auch erlebt, dass Menschen entscheiden wollten, was Andere brauchen und was nicht. Und das solllen alle in einem gesunden Rahmen für sich entscheiden. Menschen spielen gerne Sachverhalte herunter und ich möchte nicht, dass meine Malbücher oder Menschen, die gerne ausmalen herunter gespielt werden.
Woher erhälst Du die Inspirationen zu Deinen Malbüchern?
Für die Malbücher lasse ich mich von meinem inneren Kind inspirieren, denn es gab eine Phase, in der ich Ausmalen sehr gerne mochte - es war meine Vorbereitung auf eigene Zeichnungen.
Über die Notizbücher
Was hat Dich dazu bewegt, eine Reihe von Notizbüchern zu designen?
Seit dem Studium benutze ich Notizbücher. Damals wollte ich unbedingt welche mit thematisch passenden Designs haben. Diese Notizbücher haben mir während der Vorlesungen und beim Lernen viel Freude bereitet. Und diese Freude möchte ich weiter geben. Ich habe mir aus den Notizbüchern Lerntagebücher gemacht, indem ich die Abbildungen aus dem Lernmaterial als Miniaturausgabe hinein geklebt habe - ähnlich dem Journaling.
Du hast Dich nur für Linien auf cremefarbenem Papier für Deine Notizbücher entschieden. Welchen Grund hat das?
Meine Notizbücher haben liniierte Seiten, damit darauf kreativ gearbeitet werden kann. Ich hatte selbst Notizbücher mit weißen Blätten, was absolut nicht hilfreich war und das Ergebnis war unschön und durcheinander. Die Linien bestehen jeweils aus einer Aneinanderreihung von kleinen Strichen, was sie etwas edler macht. Cremefarbenes Papier ist für das Auge angenehmer und ebenfalls edler. Für mich sind Ergebnisse von Journaling auf diesem Papier schlichtweg ästhetischer.
Ein weiterer Grund ist, dass es bereits in meinem Poesie-Notizbuch mehrere inhaltliche Möglichkeiten gibt, wie die Tagesplanung, die Tagesauswertung und das Vervollständigen von Gedichten.
Warum Hardcover und kein Softcover?
Auch aufgrund meiner Erfahrung: Hardcover sind kompakter bzw. stabiler und etwas schwerer, aber Softcover gehen in der Tasche schnell kaputt und nutzen sich schnell ab. Und wir sind wieder bei dem edlen Aspekt - ein Hardcover erinnert an ein Buch. In diesem Fall ist es das eigene, persönliche Buch. Und es hinterlässt meiner Meinung einen ordentlicheren Eindruck. Mir ist bewusst, dass die Ecken der Hardcover auch Schaden nehmen können, aber dieser ist gering und kann mittels Eckenschützern - das sind kleine Schutzklammern - schützen kann. Und diese Klammern sehen sehr schön aus.
Wie erhälst Du die Ideen zu den Covern der Notizbücher?
Die Cover für die Notizbücher entstehen meist entspannt, wenn ich durch Parks und Wälder gehe. Der Blick in die Natur gibt mir sehr viel. Ich setze aber auch Ideen um, die schon lange in mir schwirren, zum Beispiel die Kirschblütenbäume - ich wollte schon lange etwas damit umsetzen. Mir ist es wichtig, dass potentiell für alle etwas dabei ist, deshalb sind die Farben und Motive vielseitig.